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Der Glaube

Der Glaube - eine gemeinsame Erfahrung.

Es waren nur fünf Tage; aber unsere Begegnung mit den Brüdern aus Nueva Guinea und Umgebung hat uns gelehrt, ihre starke Sehnsucht nach Frieden und ihren ständigen Kampf ums Überleben zu verstehen. Auf dem "Marsch für den Frieden, das Leben und die Versöhnung" konnten wir in den Gesichtern Leid, aber auch Zukunft erkennen, und die Furchen sehen, die Geschichte und Hoffnung gegraben haben. Der Mut und die Tapferkeit, diese spezifischen Eigenheiten des nicaraguanischen Campesino, haben sich uns offenbart.
In den Empfängen, die uns die Kinder in jedem Dorf bereiteten, trafen wir auf eine Lebendigkeit des Glaubens, eine gemeinschaftliche Erfahrung, die unsere Uneinigkeit in tausend Teile bersten lie und uns alle in Brüder verwandelte.

Diese Weise, den Glauben unter evangelischen und katholischen Christen zu leben, ließ Ökumene Wirklichkeit werden und überwand jedwede akademische Diskussion, gab Raum für die Kraft des Heiligen Geistes, der uns zur Einheit herausfordert, um Glauben, Liebe und Hoffnung zu erwirken. Eine Ökumene, die aus der Praxis heraus erwächst; dort wo sich die Herausforderungen auf eine ganz direkte Art und Weise stellen, wo eine permanente pastorale Begleitung gefordert wird, wo Energie und Kräfte geteilt werden müssen, um weiter voranzukommen beim Aufbau des Reiches Gottes im Rhythmus des Pulsschlages der Berge, die sich wie ein grüner Schatten ohne Grenzen ausweiten und versuchen den Kahlschlag des Baumbestandes zu überleben, der - einige reich machte - aber die groe Mehrheit der Bevölkerung ins Elend führte.

Der Friede - Zeichen der Einheit.

Für die Katholiken und die Protestanten, Männer, Frauen und Kinder dieser Berge ist der Frieden das alles beherrschende Thema. Auf jedem Weg, in jeder Ortschaft traf man auf einen theologischen Aufbruch, der die christliche Hoffnung mit der alltäglichen Wirklichkeit und die dogmatischen und biblischen Konzepte mit den Herausforderungen der Gegenwart vereinte: Eine neue Lektüre der Geschichte und eine neue Reflexion der Schrift, als inspirierende Quelle für den Glauben und den Marsch der Gläubigen.

Bevor wir in die Ortschaften hineingingen, kündeten uns Spruchbänder mit bedruckten Buchstaben von der Liebe, der Vergebung, der Versöhnung und dem Frieden und riefen zur Buße auf. Diese Empfänge erinnerten uns an den Einzug Jesu nach Jerusalem, als das Volk mit Blumen und Palmenwedeln den Triumphzug begrüte, Zeichen des Sieges der Liebe über den Ha, der Treue über den Verrat und des Lebens über den Tod. Diese biblische Erzählung war uns auf jedem Schritt und in jeder Ruhepause und in jedem zurückgelegten Kilometer gegenwärtig. Sie gab uns Kraft. Uns erwarteten Brüder, die unsere Hoffnung in Jesus Christus teilten, die sich der Suche des Friedens anschlossen, mit ihren Händen, ihren Füen, ihren Stimmen, ihren Gefühlen und ihrem Herz. Wir bauten auf diese Weise eine einzige Mauer des Widerstandes, die in unserem Glauben eine Kraft sich manifestieren lie, die stärker ist als die Unvernunft derer, die den Krieg lieben, eine Kraft, die schließlich das Recht des Friedens durchsetzen wird.

Die Sehnsucht nach Frieden schlug in allen Herzen, marschierte in allen Füßen, wie ein einziger Körper, eine gemeinschaftliche Erfahrung, das Zeichen, welches alle Hindernisse zwischen verschiedenen Kirchen niederriß, welches die Mauer zerbrach, die über Jahre hinweg versuchte katholische und evangelische Christen zu trennen. Sie war der Grund, der es ermöglichte, das Gebet zu leben, welches Jesus vor der Kreuzigung sprach: "Nicht für diese allein aber, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, bitte ich, da alle eins seien, wie du Vater, in mir bist und ich in dir, da auch sie in uns eins seien" (Johannes 17,20).

Die Sehnsucht nach Frieden war der Schrei, der aus den entlegensten Bergregionen unseres Landes erschallte, da sich andere Stimmen ihm anschlössen, die auf der ganzen Welt das Ende des Krieges fordern, die verkünden, daß Nicaragua leben muß.

Diese Erfahrung sollte uns zu einem ernsthafteren Nachdenken über das führen, was wir gemeinhin Ökumene nennen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat dieses Thema immer und immer wieder die kirchliche Debatte bestimmt; auf Treffen, Seminaren, Workshops, Vorlesungen und Freizeiten wurde das Thema behandelt. Viel Zeit wurde investiert, aber wir sehen kaum Erfolge. Ein Organismus nach dem anderen wurde geschaffen. Und nachdem sich keine qualitativen Sprünge und keine Antworten auf die Fragen der Zeiten zeigen, bleiben immer mehr Brüder zurück, in der gleichen Sorge und im Warten auf ein Wort, auf ein Handeln der ökumenischen Welt. Wir beziehen uns hierbei auf die Probleme wie Krieg, Frieden, Gewalt, Hunger, Gerechtigkeit; alles Themen, die nicht nur die - wenn auch noch so wichtigen - Stellungnahmen erfordern, sondern eine konsequentere Praxis, in der unsere Leben das gleiche Risiko laufen, wie die Leben jener, die leiden; wo wir die gleiche Hoffnung haben wie jene, die geduldig aber mit großem Vertrauen glauben, da die Tage der Zukunft besser sein werden als die gegenwärtigen Zeiten. Wir müssen die ökumenische Diskussion von neuem aufnehmen und sehen, wo diese Ansatzpunkte sind, die uns zu einem Zusammenwirken der Kräfte führen, die uns angesichts der Sehnsucht nach Leben vereinen und den Glauben in eine gemeinschaftliche Erfahrung verwandeln; sowie wir in den Bergen von Nueva Guinea zusammenlebten, wo der Frieden unser Konvergenzpunkt war und eine neue Art unseren Glauben zu leben hervorbrachte.

Ein einziger Herr.

"Wer lebt? Christus! Ehre seinem Namen!" Diese Bekräftigung des Glaubens begleitete uns während des gesamten Marsches. Es gibt keinen anderen Herrn, der einzige Herr ist Christus. Es klang wie das apostolische Bekenntnis aus der Apostelgeschichte. Es bekräftigte angesichts der imperialen Bedrohung der USA und der Verfolgung durch den Tod trotzig: "Jesus ist der Herr". Das Beispiel jener ersten Christen, arm, hungrig, nackt und miß handelt, die es akzeptierten zu sterben um ihrem Herrn und Gott treu zu bleiben, war immer präsent in den Marschierenden, die keine Minute an der Kraft des Heiligen Geistes zweifelten. "Wir sind hier, weil Christus uns begleitet und beschützt", war Bestandteil des Zeugnisses und bestätigte die Bereitschaft, weiter voranzuschreiten - von der Anwesenheit des Herrn überzeugt.

Das Lob, die Lieder, die Bibellektüre und die Meditation erfüllten die Einheit mit Leben. Es war so offensichtlich, da wir alle an den gleichen Gott glauben. Es kam keine Diskussion auf, über die Präsenz des Heiligen Geistes, das Zungenreden als einziges Zeichen der Kinder Gottes oder die Form des Gottesdienstes als Merkmal der Ehrfurcht, das Beten mit erhobener Stimme als einzige Art und Weise, wie der Herr uns hört; all diese Fragen blieben reserviert einzig für ein reduziertes Grüppchen von Brüdern, die mit solchen Sorgen unsere Trennung noch vertiefen und die vollständige Manifestation des Heiligen Geistes verhindern, der uns zu einem Zeugnis der Einheit aufruft, damit die Welt glaube.

Man konnte nicht zwischen den evangelischen Gottesdiensten und den Feiern des Wortes Gottes unserer katholischen Brüder unterscheiden. Es war ein einzig Fest des Glaubens und der Hoffnung. Man bekannte sich zu einem einzigen Herrn und betete zu einem einzigen Vater. Ein einziger Wille zum Frieden zeigte sich und die Hände streckten sich aus. Weit weg waren alle Trennungen und Spaltungen. Brüder, die unter dem Zeichen der Liebe leben.

Eine spontane, freie, kreative und originale Liturgie belebte jede Feier. Das Volk Gottes versammelt, um Seine Gegenwart zu bezeugen.

Originaltitel: "La Fe - Una experiencia comun", Editorial aus: Servicio Evangélico de Prensa (Pressedienst), hrsg.v. CIEETS, Managua, Nicaragua, Nummer 8, Oktober - Dezember 1987.

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