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Brief der Pfarrerin Argentina Navarro,
6. September 1996
Hier lesen Sie Auszüge aus dem Brief von Argentina Navarro, Pfarrerin und Mitglied der Schulleitung der Schule "Lirio del Valle" in León:
León, 6.9.1996
Lieber Uwe,
Viele Grüße in dem Herrn.
Mit diesem Brief möchte ich Dir einiges zur aktuellen Lage an unserer Schule berichten.... Wir haben eine Schülerkontinuität von 90%. Einige Kinder sind von der Schule gegangen, vor allen Dingen aus gesundheitlichen Gründen. Das Erziehungsministerium hat uns schließlich die Befähigung und Zulassung unserer Lehrer offiziell bestätigt, obwohl diese keinen Lohn beziehen. Wir haben einen Vertrag zwischen Schule und Erziehungsministerium geschlossen, was unsere Schule endgültig legalisiert und authorisiert. Wir sind dabei mit einigen nationalen Organisationen Abkommen zu einer Zusammenarbeit anzustoßen. Obwohl wir noch keine definitive Zusage bekommen haben, haben wir Interesse geweckt an unserer kleinen Schule. Wir haben Unterstützung erhalten in Form von Schulbüchern für das erste und zweite Schuljahr.
Auch haben wir Material für den Religionsunterricht bekommen. Wir haben einen Elternrat bilden können, der die Schule unterstützen will.
Wir sind weiterhin in dem gleichen Gebäude wie am Anfang. Lange können wir das Haus nicht mehr behalten, weil es zum Pfarrhaus umfunktioniert werden muß. Das macht uns große Sorgen, denn das Ministerium hat uns Bedingungen gestellt, die Einrichtungen des Gebäudes zu verbessern, was wir bis auf den heutigen Tag noch nicht geschafft haben. Es ist einfach sehr schwer, das Geld dafür auszutreiben. Einige haben uns Kredite angeboten, aber wir können diese nicht annehmen, die Schule ist keine gewerbliche Organisation und erwirtschaftet kein Geld um Schulden abzahlen zu können, besonders mit den hohen Zinssätzen, die zu Zeit hier gelten. ...
Die Lehrer/innen machen kleine Bazare in der Schule. Viel einbringen tun sie nicht, aber es ist ein Versuch. Was wir zusammengesammelt haben, ist sehr wenig, aber wir haben damit einige Kleinigkeiten für die Schule anschaffen können und den Lehrern eine kleine Anerkennung bezahlen können. ...
Mich persönlich besorgt, daß unsere Kirche auf nationaler Eben uns sehr wenig Unterstützung zukommen läßt, obwohl wir doch ein kirchliches Projekt sind. Auf der anderen Seite zwingt uns die finanzielle Lage unserer Schüler und Schülerinnen (oder besser gesagt deren Eltern) dazu, mehr Unterstützung zu organisieren. Die Lage ist sehr schwierig. Es gibt Kinder, die zur Schule kommen und nichts zum Frühstück hatten. Wir versuchen nun alle Kontakte, die uns bleiben, um Milch und Kekse für die Kinder zu organisieren. Mich macht es manchmal ganz krank, den Hunger der Kinder im Unterricht zu sehen. Dennoch bin ich überzeugt, daß wir das Richtige tun und auch trotz aller Grenzen und Nöte, gut vorankommen.
Die Hilfe von Euch war wirklich essentiell. Sie hat uns viel Mut gemacht. Mit dem Geld werden wir beginnen, drei neuen Klassenräume zu bauen. Einige Mitglieder unserer Gemeinde haben sich bereit erklärt, gratis zu arbeiten und ihre Arbeitszeit der Schule zu opfern.
Nochmals Danke und bis bald. Argentina Navarro