So fing es an...



Pfarrer Martini schreibt in dem Gemeindeboten Kirchberg:

Wie einige von Ihnen sicherlich wissen, habe ich fast 10 Jahre in Nicaragua gelebt, bevor ich nach Ruttershausen kam. Nicaragua ist ein armes Land in Zentralamerika. Dort lebte ich in León und arbeitete in einem ökumenischen Studienzentrum der evangelischen Kirchen des Landes. Meine Aufgabe bestand in der Mitwirkung in der Ausbildung einheimischer Pfarrerinnen und Pfarrer der dortigen Kirchen.

Während meines letzten Aufenthaltes in Nicaragua im Februar dieses Jahres sprach mich eine ehemalige Studentin an. Sie heißt Argentina Navarro, ist eine der wenigen Frauen, die das theologiestudium absolviert haben und als Pfarrerin in ihrer Kirche abrbeiten kann. Zur Zeit ist sie als Leiterin der Regionalstelle der Theologischen Fakultät in León tätig. Trotz ihrer beruflichen Stellung lebt sie in einem einfachen 2 Zimmer Haus in dem armen Stadtteil: "Primero de Mayo". Die Kinder dieses Stadtteils haben zur Zeit kaum noc hdie Chance zur Schule zu gehen. Die Regierung hat die Schulen "autonom" gemacht, das heißt jede Schule muß für die Löhne der Lehrerinnen und Lehrer selbst aufkommen. Das geht allerdings meist nur über das Eintreiben von Studiengebühren. Die Eltern aber haben kein Geld, die Kinder gehen von der Schule, die Schulen müssen schließen.

Die in diesem Stadteil ansässige evangelische Kirche hat beschlossen zu helfen. Ein Haus, das als Versammlungshaus diente wurde als Schulgebäude zur Verfügung gestellt. Die Lehrerinnen sind Gemeindeglieder und arbeiten unentgeltlich (noch). Alles wird in Selbsthilfe organisiert. Argentina, selbst Pfarrerstochter, ist Mitglied im Schulbeirat. Sie bat mich um Hilfe. Ich erzählte in unserem Kirchenvorstand von Argentina und ihrer Schule. Die Schule heißt: "Lirio del Valle" - auf deutsch: "Die Lilie des Tales".
Wir haben begonnen zu helfen. Die Konfirmanden 1996 widmeten die Kollekten des Vorstellungs- und Konfirmationsgottesdienstes, sowie ihre Konfirmadengaben dieser Schule. Die Kindergottesdienstkinder gaben ihre Kollekten der letzten Monate. Zwei Brautpaare schickten die Kollekte ihres Traugottesdienstes. Der Kirchenvorstand rundete dieses Geld auf die Summe von 2500 DM auf. Jetzt ist diese Hilfe auf dem Weg. Das freut uns. Die Einnahmen unseres Gemeindefestes sind auch ebenfalls für "Lirio del Valle" bestimmt.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr Pfarrer Uwe Martini

Der Brief von Argentina Navarro:

Liebe Brüder und Schwestern,

Der Herr segne Euch. Ich schreibe an Euch mit dem Ziel, einen Kontakt mit Euch herzustellen und einen Erfahrungsaustausch aufzubauen. Wir sind eine Gruppe von Brüdern und Schwestern der Apostolischen Kirche in León und wir haben uns entschieden, als Christen aus unserem Glauben heraus in der Ausbildung und der Erziehung der Mädchen und Jungens mitzuarbeiten, die aus welchen Gründen auch immer keinen Zugang zu unserem Bildungssystem haben. Meist sind dies wirtschaftliche Gründe. Deshalb haben wir mit der Eröffnung einer kleinen Schule begonnen.

Diese kleine Schule umfaßt das Vorschulalter und die ersten drei Schuljahre. Wir wollen damit den armen Kindern in unserem Stadtteil "Primero de Mayo" helfen.

Das Problem besteht darin, daß wir nur mit unserem Willen, unserer Sehnsucht und unserem Optimismus zählen können, aber alles ohne einen einzigen Pfennig. Auf jeden Fall, und das ist gut, haben wir bereits unsere Arbeit aufgenommen und betreuen derzeit etwa 50 Kinder. Die Lehrerinnen und Lehrer erhalten keinen Lohn, alles passiert auf der Basis der Freiwilligkeit. Das kann natürlich nicht für immer so bleiben. So bitten wir also um die Hilfe von Freunden und Freundinnen, die zu unserer Arbeit beitragen möchten. ...
Deshalb schreibe ich euch diesen Bittbrief. Wir sind uns bewußt, daß Eure Kollekte, auch wenn sie noch so gering sein mag, für uns eine große Unterstützung sein wird, denn bis zur Zeit haben wir gar nichts. ...

Ich wünsche Euch den Segen Gottes und unterzeichne im Frieden des Herrn
Argentina Navarro


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